

Mutmaßlicher Drahtzieher von Nord-Stream-Sprengungen festgenommen
Drei Jahre nach der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ist ein erster Tatverdächtiger gefasst. Die deutsche Bundesanwaltschaft ließ in Italien einen aus der Ukraine stammenden mutmaßlichen Koordinator der Operation festnehmen, wie sie am Donnerstag in Karlsruhe mitteilte. Die Nord-Stream-Pipelines unter der Ostsee waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden, sie wurden im September 2022 durch Sprengsätze schwer beschädigt.
Die Leitungen waren damals nicht in Betrieb. Russland hatte die Gaslieferungen über Nord Stream 1 bereits kurz zuvor gestoppt - mutmaßlich als Reaktion auf die westlichen Sanktionen angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine. Nord Stream 2 ging nie in Betrieb. Im Oktober 2022 übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wegen der Sabotageaktion.
Nun teilte sie erste Erkenntnisse mit. Demnach war es eine Gruppe von Menschen, welche die Sprengsätze in der Nähe der dänischen Insel Bornholm an den Leitungen platzierte. Für den Transport hätten sie eine Segelyacht genutzt, die von Rostock aus startete. Diese sei mit Hilfe gefälschter Ausweispapiere über Mittelsmänner bei einem deutschen Unternehmen gemietet worden.
Der nun gefasste Ukrainer soll einer der Koordinatoren gewesen sein. Seinen Namen gaben die Ermittler mit Serhii K. an. Italienische Polizisten hätten ihn in der Provinz Rimini an der Adria festgenommen. Zuvor hatte der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe einen Europäischen Haftbefehl ausgestellt. K. soll nun nach Deutschland gebracht und dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden
Er wird dringend verdächtigt, sich am gemeinschaftlichen Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion beteiligt zu haben. Vorgeworfen werden ihm außerdem verfassungsfeindliche Sabotage sowie die Zerstörung von Bauwerken.
Vor einem Jahr war bereits ein erster Haftbefehl gegen einen anderen mutmaßlich an der Sabotage beteiligten Ukrainer bekannt geworden. Der Mann war zuletzt in Polen ansässig, er konnte sich nach Angaben der polnischen Justiz vor einer Festnahme in die Ukraine absetzen.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sprach nach der nun bekannt gewordenen Festnahme in Italien von einem "beeindruckenden Ermittlungserfolg" der Bundesanwaltschaft. Die Sprengung der Pipelines müsse aufgeklärt werden, "auch strafrechtlich", betonte sie.
A.Castillo--GBA