

Streit um neuen Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine
Streit um einen neuen Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine: Moskau hat Kiew am Samstag beschuldigt, den während der Friedensgespräche in Istanbul vereinbarten Austausch von Kriegsgefangenen und gefallenen Soldaten zu verzögern. Die Ukraine habe "unerwartet die Annahme der Leichen und den Austausch der Kriegsgefangenen auf unbestimmte Zeit verschoben", erklärte der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski in Onlinediensten. Kiew wies die Vorwürfe zurück und warf Moskau wiederum vor, "schmutzige Spielchen" zu betreiben.
In Istanbul hatten am Montag zum zweiten Mal seit Mitte Mai Unterhändler der Ukraine und Russlands beraten. Sie vereinbarten einen Gefangenenaustausch sämtlicher Kriegsgefangenen im Alter von 18 bis 25 Jahren, der schwer verwundeten oder schwer kranken Gefangenen und den Austausch von 6000 Leichnamen ukrainischer und russischer Soldaten. Der Austausch wurde für das Wochenende angekündigt.
Laut Medinski brachte Russland am Samstag die Leichen von 1212 getöteten ukrainischen Soldaten in das "Austauschgebiet". Zudem habe Moskau eine Namensliste der 640 russischen Kriegsgefangenen an Kiew geschickt, die ausgetauscht werden sollten. "Wir fordern Kiew dazu auf, sich strikt an den Zeitplan und alle getroffenen Vereinbarungen zu halten und unverzüglich mit dem Austausch zu beginnen", fügte Medinski hinzu.
Kiew warf Moskau daraufhin "Manipulationen" vor. Das ukrainische Koordinierungs-Hauptquartier für die Behandlung von Kriegsgefangenen erklärte am Samstag, es gebe kein konkretes Datum für die Rückführung der Leichen. Die Liste der Gefangenen, die Moskau angeblich freigeben würde, entspräche nicht den Bedingungen des Abkommens. "Wir fordern die russische Seite auf, mit den schmutzigen Spielchen aufzuhören und zu konstruktiver Arbeit zurückzukehren", damit der Gefangenenaustausch in den kommenden Tagen umgesetzt werden könne, hieß es weiter.
Am Samstag waren bei den nach ukrainischen Angaben bislang schwersten russischen Luftangriffen auf die umkämpfte Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine mindestens drei Menschen getötet worden. Die ukrainische Luftwaffe meldete zudem insgesamt 206 russische Drohnenangriffe und neun abgefeuerte Raketen, die abgewehrt worden seien.
L.Carrizo--GBA